Musikgespräche

Vom Linksfüßer zum programmierenden Kulturunternehmer

Ein SINFONIMA-Interview mit David Skudlik

Ein Mann, der das Glück hat, mit vielen Talenten ausgestattet zu sein und heute als Kulturunternehmer glücklich ist.

David Skudlik (Foto: privat)

Du kommst aus einer kulturaffinen Familie mit aktiven Musikern und Musikbegeisterten, bist im Kulturmarketing tätig und berätst Musiker und Veranstalter. Wie kam es dazu, dass die Kultur beruflich dein Zuhause wurde? 
Ich habe zwar als Jugendlicher viel Fußball gespielt und rechnete mir als Linksfüßer - von denen es nicht so viele gibt - einige Chancen aus. Das sahen andere anders. Ich hab auch Geige gespielt, aber zu wenig geübt. (lacht) Mit einem Vater, der Organist, Dirigent und Festivalgründer ist, bekam ich natürlich das Künstlerische wie auch das Unternehmerische von kleinauf mit, das waren sicherlich günstige Startbedingungen.
Noch während meiner Schulzeit habe ich mit zwei Cousins ein Accessoires Label gegründet, während meines BWL Studiums in Wien dann eine Künstleragentur, aber richtig geklickt hat es dann 2013, als ich während - jedoch unabhängig von! - meines Kultur- und Medienmanagement-Studiums an der HfMT Hamburg programmieren lernte: für meinen guten Freund Ray Chen habe ich eine neue Website programmiert, deren Launch den Fokus meiner Agentur hin zur Digitalvermarktung von Solisten, Dirigentinnen, Ensembles und Festivals veränderte.

Deine verschiedenen Tätigkeiten und Erfahrungen unter einen Begriff zu stellen, fällt schwer. Wie würdest du deinen Beruf selber bezeichnen?
Ich bin Kulturunternehmer und mein Business basiert im Augenblick auf den drei Bereichen Webdesign, Social Media Management und Marketingberatung. Außerdem werbe ich, wo es nur geht, für mehr cultural entrepreneurship: Ich vermute, dass die Pandemie bundesweit massive Kürzungen in den Kulturetats nach sich zieht und dieser neuen Herausforderung begegnet man in meinen Augen am besten unternehmerisch. Ich würde mir viel mehr Start-Up Mindset bei der Subvention von Kultur wünschen, d.h. viel mehr Anschubfinanzierungen für unternehmerischen Akteure im Kulturbereich, die einfach mal was ausprobieren dürfen. Davon verspreche ich mir langfristig mehr als von der jahrzehntelangen, wenig hinterfragten Subventionierung der immer gleichen Institutionen, wo oft wenig innovativ gearbeitet wird.


Führ' das gerne noch etwas aus!
Ich würde zum Beispiel dafür plädieren, dass eine Reihe von Erfolgsindikatoren entwickelt werden, die regelmäßig erreicht werden sollten, damit eine Institution dauerhaft Förderung erhält.
Das müssen nicht mal wirtschaftliche Indikatoren sein, stattdessen könnte zum Beispiel der Anteil derer gemessen werden, die innerhalb des Gesamtpublikums einer Institution zum ersten Mal in ein klassisches Konzert geht. Je höher dieser Anteil ist, desto mehr scheint die Institution in der Ansprache von neuem Publikum richtig zu machen und das sollte dann auch honoriert werden.

Öffentlich geförderte Klangkörper könnten auch verpflichtet werden, in jeder Spielzeit eine gewisse Anzahl an Debüts von jungen Solistinnen und Dirigenten zu ermöglichen, damit insgesamt mehr jungen Künstlern Sichtbarkeit und Einkommen geboten wird.

Ich bin der Meinung, dass es klarere Regeln bei der Verwendung öffentlicher Mittel geben sollte. Wer sich nicht reinreden lassen möchte - wofür ich vollstes Verständnis habe, da steh’ ich auch nicht so drauf - sollte die Dinge bitte unternehmerisch angehen, mit den damit verbundenen Risiken, aber auch allen positiven Nebenwirkungen!

Ich bin ja ein großer Fan von Orchestern, wo die Musiker sowohl künstlerisch wie auch wirtschaftlich eigenverantwortlich handeln, wie das zum Beispiel bei der fantastischen Deutschen Kammerphilharmonie Bremen der Fall ist. (Foto rechts: © Anastasia Kobekina)

Corona hat in den letzten Monaten neuen Formaten und Plattformen Raum gegeben. Was hat dich hier nachhaltig beeindruckt?
Glücklicherweise hat sich viel im Bereich Digitalisierung getan, da möchte ich gerne zwei Plattformen hervorheben:

Die 1:1 CONCERTS wurden pandemieunabhängig gegründet, waren aber zur richtigen Zeit auf dem Markt. Ein Musiker spielt für genau einen Zuhörer. Sehr persönlich, sehr privat, sehr pandemiekonform.
Außerdem CouponConcerts.com: auf dieser Plattform kann man als Privatperson Solisten oder Ensembles buchen. Der Buchende erhält einen Gutschein, die Künstler sofort eine Gage, der gemeinsame Termin für ein Konzert im heimischen Wohnzimmer oder Garten wird im Nachhinein ausgemacht. Ich glaube im Übrigen fest an eine Renaissance der Hauskonzerte und des Mäzenatentums! Außerdem bin ich ein großer Fan von Barbara Hannigans Initiative MOMENTUM: our future now bei der etablierte Künstler Bühne und Gage mit der nächsten Künstlergeneration teilen.

In den sozialen Medien empfiehlst du bei David’s Dearest Formate und Künstler und hast dir eine große Community aufgebaut. Als Musiker sollte man diese Art von Marketing nicht ungenutzt lassen. Was für einen Tipp möchtest du uns mitgeben?
Generell überlege ich vor jedem Post - sei es für meinen eigenen Kanal oder für den eines Klienten - ob dieser für die jeweilige Community relevant ist, sie also daraus einen Mehrwert zieht. Das kann eine Information über das nächste Konzert sein oder ein witziges Video. Je relevanter die Posts sind, desto eher werden sie geteilt. Wenn sich jetzt noch eine Regelmäßigkeit beim Posting-Rhythmus einstellt, dann führt das im Normalfall zu einer stetig wachsenden Reichweite, die sich in vielerlei Hinsicht positiv auswirken kann, zum Beispiel bei Gesprächen mit Veranstaltern und Labels.

Meinem eigenen Kanal hat es sicherlich geholfen, dass ich gut über andere spreche - das funktioniert immer und könnte gerade innerhalb unserer Branche der Klassischen Musik noch deutlich öfter gemacht werden!

Weitere Infos: https://www.davidskudlik.de/ & www.davidsdearest.com

 


Das Interview führte Kathrin

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